Wobei ich nicht verstehen kann, warum Bombardier da nicht ein paar Vorhänge eingebaut hat. Ich finde ein extrem gutes Beispiel für sinnvolle Kabinenunterteilung ist der A380...
Je nach Nutzer werden ja die langen CRJ mitunter mit Vorhängen eingesetzt, um zum Beispiel Buchungsklassen zu unterscheiden. Ich nehme an, dass die Verwendung von Vorhängen bei der langen CRJ zwar den Röhreneffekt etwas mildert, aber die „Enge“ verstärkt, da die CRJ im Vergleich zu anderen Jets weiterhin mit 2+2-Konfiguration eine eher schmale Rumpfbreite aufweist. Dies kann auch der Grund sein, warum einige Betreiber keine vollwertigen Vorhänge installiert hat. Auch kann es je nach Land oder Region seitens der Luftfahrtbehörde Auflagen geben, dass für das Kabinenpersonal der Blick durch die Kabine nicht gestört werden darf.
Bei Großraumflugzeugen sind es ja eher Kabinenzonen, die sich oft durch Positionierungen von Türen, Bordküchen, Bordtoiletten ergeben und dadurch die ganze Kabine optional separat betrachtet werden kann. Ich glaube, dass bei einer maximal bestuhlten A380 (853 Sitze) sich ganz andere Aspkte ergeben würden; der Aufenthalt mit so vielen Menschen in einem Raum, Kinosaal-Effekt, zu wenig Platz für Handgepäck etc.
Bei den langen CRJ hat man meiner Ansicht nach alle Tricks ausgeschöpft, um den Röhreneffekt auf ein akzeptables Niveau zu reduzieren. Der Röhreneffekt ist meiner Überzeugung spielt sogar ab einem bestimmten Punkt gar keine so wichtige Rolle mehr, da andere negative Aspekte überwiegen. Bei nur einem nutzbaren Zugang/Ausgang wird das Boarding/Deplaning suboptimal und die Zeiten können sich erhöhen. Die einzige Tür wird zum Flaschenhals. Hier können alternative Flugzeugtypen auch weitere Türen bieten.
Im Endeffekt wurde bei der CRJ im Interesse äußerst attraktiver Betriebskosten massiv gestreckt und als gestreckte Derivate glänzen diese Modelle durch hervorragende Kostenstrukturen.
Ausreizen wollten auch McDonnell Douglas durch weitere Streckungen. Es existierten Konzepte einer gegenüber der bekannten MD-90 nochmals um 7 bis 8 m gestreckten Version für maximal 208 bis 217 Fluggäste. Dies hätte den Einbau von zwei weiteren Notausgängen erforderlich gemacht. Hier wäre proportional der Röhreneffekt eingetreten, da diese Kabine wahrscheinlich jenseits der 35 m-Marke geraten wäre und dies bei 3,11 Rumpfbreite. Hier wäre meiner Ansicht nach die von Dir beschriebene Kabinenunterteilung der A380 notwendig gewesen, also korrekte Positionierung von Bordtoiletten/Galleys/Vorhängen zur Unterteilung der langen Kabine mit Flugbegleiterpositionen, die weiterhin den freien Blick in die Sektionen ermöglicht hätten.
Alleine aus wirtschaftlichen und operationellen Gründen war der Bogen aber überspannt, wenn man bedenkt, dass die A321 mit kürzerem Rumpf zwangsläufig mehr Gäste befördern kann als eine gestreckte MD-90. Die 3+3-Bestuhlung hat sich bei gängigen Schmalrumpfflugzeugen aus wirtschaftlich-operationellen Gründen durchgesetzt, ganz bestimmt nicht weil man Fluggästen einen zusätzlichen Mittelsitz bescheren wollte. Die 3+3-Bestuhlung wurde zum „Standard“, den Passagiere zu akzeptieren hatten. Es existieren genug historische Unterlagen von unabhängigen Untersuchungen, die belegen, dass alleine die 3+3-Bestuhlung mehrheitlich nicht populär war.
Das erste Produkt seit den 1980ern, welches tatsächlich die Bedürfnisse von Fluggästen stark im Fokus hat, ist die in Entwicklung befindliche Bombardier CSeries. So betrachtet ist selbst die neue Boeing 737 ein aufgewärmter Kaffee.