Tripreport: Totally insane - 13h LH 747 in Eco!

Zähneputzen und danach ein Glas Orangensaft trinken? Harmlos.

Während des Fluges Videos von Flugzeugabstürzen sehen? Nice try.

An der Bar einen Molotov-Cocktail bestellen und auf Ex trinken? Pussy.

13 Stunden Lufthansa Economy in der 747 fliegen? Holy shit!

Tja, und ich hab dieses "Vergnügen" auf mich genommen. Übers Wochenende nach Buenos Aires.

Dank zehnminütiger Verspätung meiner S-Bahn musste ich erstmal rennen, um noch meinen Bus zum Flughafen zu bekommen. Hat dann aber gerade noch so geklappt. Mein Koffer war dann auch schwupps aufgegeben und wir machten uns ab in die Lounge. Man muss ja sich so einen Flug erstmal schöntrinken…

Es wurde dezent darauf hingewiesen, 60 Minuten vor Abflug am Gate zu sein, damit der Flug pünktlich vor der Sperrstunde um 11 rausgeht. Die scheinen noch ziemliche Probleme zu machen und nicht selten soll es vorkommen, dass eine Maschine erst am nächsten Tag startet, weil man wieder getrödelt hat. Allerdings waren wir um 2250 dann in der Luft.

Überraschung: Wir gehören zu den 80%, die im Genuss eines eigenen Bildschirms auf der EZE-Strecke kommen! Es sind nicht 100% die gleichen Sitze wie im 380, ich persönlich finde die 747-Sitze recht schmal. Einen USB-Anschluss sucht man ebenfalls vergeblich. Der Sitzabstand war in Reihe 55 gefühlt aber etwas mehr als im Doppeldecker.

In den hinteren Reihen blieben einige Sitze frei, sodass ich ein Voluntary Seatblocking bekam, ganz praktisch für so einen Nachtflug…

Nach dem Start gab es dann die übliche Getränkerunde mit einer Tüte Salzgebäck, bevor die Hauptmahlzeit serviert wurde. Es gab Hähnchen oder Nudeln, ich hab das Hähnchen genommen. War ganz lecker und für die Statistiker, richtige Hähnchenbrust und kein Pressfleisch ;)

Danach zog ich mir noch eine handvoll Filme rein, bevor ich versuchte, paar Stunden lang die Augen zuzumachen. Selbst mit Ohrstöpseln hört man das Dröhnen der 747 hier hinten noch! Weiter vorne bzw. oben ist es weitaus leiser…

Irgendwo über Brasilien wurde dann Frühstück serviert, welches auch ganz akzeptabel war.

Die Landung erfolgte pünktlich und die Einreise verlief auch einigermaßen fix. Mit dem Bus ging es dann in die Stadt rein, natürlich hatte dieser auch Wifi. In der Hinsicht ist Deutschland noch Entwicklungsland…

Für 10 Pesos mehr ist der Minibustransfer bis zum Hotel auch inklusive. Ganz praktisch, da die Busstation recht weit außerhalb liegt.

Als Hotel hatten wir via hotels.com (Cashback! :D) das Room Mate Carlos gebucht, ein Designhotel mit Zimmern auf zwei Etagen. Sehr modern eingerichtet, nicht nur die Lobby…

Eine Kitchenette hatte das Zimmer auch, allerdings war außer der Spüle und einem Kühlschrank dort nichts vorhanden. Da das Zimmer so früh morgens noch nicht verfügbar war, haben wir uns erstmal auf den Weg gemacht, kurz die Stadt zu erkunden. Pünktlich um 12 war dann schon das erste Steak im Magen!

So muss das sein… Nach dem Genuss richtiger argentinischer Steaks kann man jedes deutsche Steak getrost vergessen…

Die Kollegen hingehen müssen noch bisschen ziehen, bevor sie auf dem Teller landen:

Eine Sehenswürdigkeit ist der Obelisk und man könnte fast denken, man stehe in Washington D.C…

Das Haus im Hintergrund ist übrigens das Gesundheitsministerium, mit einem riesigen Portrait von Evita.

Natürlich feiern Argentinier auch Weihnachten, auch wenn es befremdlich ist, das bei 30° draußen zu zelebrieren.

Die Metro ist auch eine Attraktion an sich. Die Züge auf der Linie A sind seit Eröffnung in Betrieb und außer einiger kleinerer Modernisierungen außen im Ursprungszustand. Die Türen verfügen über keine Verriegelung und lassen sich auch während der Fahrt öffnen. Ein Paradies für einen TÜV-Sachverständigen :D

Mit 1,10 Pesos pro Fahrt (=19 Cent) übrigens mit Abstand das günstigste Verkehrsmittel hier. Selbst die Busse sind teurer. Allerdings ist das Metronetz recht beschränkt und die Haltestellen abseits der touristischen Hotspots.

Der Nationalkongress findet sich am östlichen Rand der Innenstadt und gibt dem ganzen eine sehr westliche Atmosphäre, wie bisher alles, was dir dort in der City gesehen haben.

Am Nachmittag probierten wir dann nochmal einen Mate-Tee (gewöhnungsbedürtig…), bevor wir weiter zum Recoleta-Friedhof liefen. Hier liegt jeder, der in Argentinien einen Namen hatte, u.a. auch Evita.

Der Friedhof erinnert einen an Highgate oder Pere Lachaise und hat definitiv Atmosphäre.

(Ein Zauberspruch vom Harry Potter?)

Weiter gings zu Fuß am Hard Rock Cafe durch viele Parks in Richtung Aeroparque. Dort in der Nähe war ein großes Einkaufszentrum, wo man gut die Starts beobachten kann. Direkt zum Flughafen wollten wir dann auch nicht mehr laufen, das waren schon um die 15km heute :D

Am nächsten Tag ging es dann in Richtung Süden durch San Telmo und La Boca. Das ist das tolle an Buenos Aires: Jedes Stadtviertel hat wirklich seine eigene Atmosphäre. Genau das macht diese Stadt aus.

Buenos Aires hatte mal ein recht großes Straßenbahnnetz, in vielen Straßen sieht man noch Gleisreste.

La Boca ist ein zweischneidiges, oder noch besser, dreischneidiges Schwert. Zum einen gibt es dort den Fußballclub Boca Juniors, dem das ganze Viertel verfallen ist, dann gibt es die touristischsten Ecken von Buenos Aires dort, aber wehe man biegt in eine Seitenstraße ab. Das sind dann Ecken, da möchte man nicht gerne nachts alleine durchlaufen.

Wir mussten für ein Restaurant (welches dann auch noch zu hatte…) durch eine solche Ecke laufen und es war nicht wirklich vertrauenserweckend.

Dann mussten wir halt anderswo ein Steak essen ;)

Nachdem wir gegessen haben, kam der Kellner und entschuldigte sich, dass das Steak so klein war und brachte uns noch ein größeres. So muss das sein! :D

Gut gesättigt machten wir uns dann auf den Rückweg in Richtung Puerto Madero.

Immer noch kein Hunger? Jetzt bestimmt:

Puerto Madero ist das "In-Viertel" und der neuste Trend in der Stadtentwicklung hier. Wie auch in den Docklands oder der Speicherstadt sind die alten Hafenanlagen Bonzenwohnungen gewichen und die Restaurants hier nehmen gern mal das dreifache beim Preis.

Ein Überbleibsel aus der Zone gabs auch noch:

Wir mieteten uns Fahrräder und radelten entlang des Naturschutzgebietes.

Dort kam man auch zum "schönen" Stadtstrand, der richtig zum Baden "einlädt"…

Da musste man natürlich gleich mal baden… NOT!

Die vielen Grillstände entlang der Alleen luden fast ein, sich wieder den Magen weiter zu füllen, aber wir ließen uns nicht davon beeindrucken und gingen trotz intensiver Grillgerüche an jedem vorbei :D

Am Abend gabs dann Gemüse… Nur irgendwie hat sich unter dem Berg Zwiebeln ein Rib-Eye-Steak verborgen, komisch :D

Für den nächsten Tag war ein Ausflug nach Montevideo geplant. Man kann die Strecke fliegen oder mit dem Boot fahren. Wir entschlossen uns, eine Strecke zu fliegen und die andere per Schiff zu nehmen.

Flüge ab Aeroparque kosten ab 90€ aufwärts, während die ab Ezeiza ab 50€ zu haben sind. Da rechnet sich auch der Transfer raus zum internationalen Flughafen. Die Flugpreise bei Pluna und Aerolineas sind genau gleich (Scheiss Kartell ;)), flugzeittechnisch entschieden wir uns allerdings für Aerolineas Argentinas.

Diese haben in Ezeiza erst ein neues Terminal bezogen und über den Flug gibt es nichts zu meckern. Saubere Maschine, ordentlicher Sitzabstand und pünktlich waren sie auch. Es gab auf dem 29-Minuten-Flug sogar etwas zu Essen!

Mit einem lokalen Bus fuhren wir in die Innenstadt von Montevideo und so stelle ich mir eher Südamerika vor: Dieses unsaubere, aber trotzdem sympathische…

Auch hier gibt es nicht so viele Sehenswürdigkeiten, es macht auch eher der Flair der Stadt. Für einen Tagestrip zu empfehlen.

Ein kleiner Gruß aus der Küche an alle Kardiologen ;)

Übrigens eine offene Chivito, das Nationalgericht Uruguays.

In der Innenstadt gibt es den alten, riesigen Hauptbahnhof, der inzwischen einem kleineren außerhalb gewichen ist. Ich war nicht wirklich auf Urban Exploration vorbereitet, also gibt es nur eine Außenansicht des wirklich imposanten Gebäudes:

Wir liefen (ich habe ausgerechnet, dass wir in den paar Tagen Buenos Aires knappe 50km zu Fuß unterwegs waren…) dann weiter durch die Stadt zum Busbahnhof. Dort fuhr der Bus nach Colonia ab. Ihr werdet jetzt sagen "Bus? Ich dachte es geht mit dem Schiff rüber?", genau: Es gibt verschiedene Wege zur Kreuzung des Rio Negro.

Der direkte Weg mit dem Schiff von Montevideo nach Buenos Aires dauert 3 Stunden, allerdings gibt es für 1 Stunde mehr und viel Geld weniger die Möglichkeit, mit dem Bus nach Colonia zu fahren und von dort aus das Schnellboot zu nehmen. Also haben wir diesen Weg genommen. Alles sehr gesittet und die Buchung online geht auch ohne Probleme.

Am Abend gab es dann wieder ein kleines Stück Fleisch…

…bevor wir am nächsten Morgen die letzten Einkaufserledigungen machten und wieder in Richtung Flughafen aufbrachen. Die Schlangen an den Fummelbuden hielten sich in Grenzen, der Landside- und der Airside-Bereich sind nur ein Unterschied wie Tag und Nacht. Während die Check-In-Schalter in einer luftigen Halle mit viel Glas sind, fühlt man sich Airside wie im schönsten Flughafen Belgrads.

Als Lounge wird hier ein United RCC befohlen, da das meine erste RCC-Erfahrung bis dato ist, kann ich nicht so viel zur Qualität sagen. Zu Essen gibt es Käse, Oliven und Kräcker, zu trinken eine kleine Auswahl von Alkoholika. Der Rotwein endete bei mir nur im bösen Kopfweh während des Fluges. Aber ich musste mir ja einen kleinen Rauschzustand antrinken, da mir schon im Voraus klar war, dass dieser Flug keine eigenen Bildschirme am Sitz hat!

"Sitzkomfort" wie in den 90ern. Ein Produkt von Lufthansa. Fuck yeah!

Die Sitze sind trotz ihres Alters steinhart und unbequem. Dafür fand ich diese bisschen breiter als die neueren. Sitzabstand war ein bisschen weniger, da die Sitze dicker sind.

Beim Essen nahm ich das Rind, das von der Qualität her nicht ganz so gut war wie auf dem Hinflug.

Zu Vergleichszwecken das alternativ angebotene Hähnchengericht:

Ich versuchte mehr schlecht als recht, zu schlafen, schaute noch die komplette Strombergstaffel auf meinen mitgebrachten elektronischen Geräten und irgendwann, nachdem ich meinen Hintern nicht mehr spürte und in einem Zustand zwischen Schlaf und Wach war, gabs dann Frühstück. War nich wirklich was dolles.

Landung in FRA trotz miesem Wetter einigermaßen pünktlich, dafür haben sich die Koffer Zeit gelassen. Die Uhr zeigte nun 12:15 an. Die Welcome Lounge erlaubt Einlass bis 12:30. Challenge accepted.

Also schnell geduscht und noch was in den Magen geschoben, bevor wir gegen 12:45 rausgebeten wurden ;)

Erstaunlicherweise hält sich der Jetlag bei mir auch in Grenzen und mir grauts schon vor den nächsten 9 Stunden Eco mit Delta am Wochenende ;)

Also nichts für eingefleischte Vegetarier… höhö :D

Schöne Städtchen, besonders Buenos Aires. Vielleicht treibt es mich irgendwann mal dort hin, wenn Gott es so will und ich Hunger habe! :D

Danke für den schönen (und lustigen) Bericht. :P

lecker Steaks

würd glaub nichts anderes machen als essen

muss immer noch an den kleinen bauern vom hinflug denken xD

Was für Undinger von Fleisch^^

Schöne Reise nach Argentinien, lohnt es sich wirklich für so kurze Zeit so eine weite Reise zu unternehmen?

Macht ja nichts, der TR ist jedenfalls schön geworden und ich habe nun noch mehr Lust auf eine Reise nach Buenos Aires bekommen, steht auf jeden Fall schon mal auf der to do Liste :).